Typografische Anführungszeichen und Auslassungspunkte

Bild: Wort «Anführungszeichen» in doppelten Anführungszeichen

Als typographische Anführungszeichen finden in der Schweiz französische Anführungszeichen (Guillemets), das heisst «…» und ‹…›, Verwendung.

Da ich solche Anführungszeichen in meinen Texten durchgängig verwende, werde ich bisweilen gefragt, wie man solche Anführungszeichen standardmässig tippen kann. So müssen beispielsweise juristische Lektoren nicht mehr mit mühseligem Suchen und Ersetzen Texte mit typografischen Anführungszeichen versehen.

Anführungszeichen mit Mac OS X

Auf der Deutschschweizer Mac-Tastatur unter Mac OS X sind die typografischen doppelten Anführungszeichen direkt verfügbar:

Mit [Option][,] tippt man das öffnende doppelte Anführungszeichen, mit [Option][Shift][,] das schliessende doppelte Anführungszeichen.

Bei den einfachen Anführungszeichen ist leider nur das öffnende Anführungszeichen direkt verfügbar:

[Option][Shift][3].

Ich verwende für einfache Anführungszeichen deshalb Tastenkürzel, die die Anwendung TextExpander in typografische Anführungszeichen umwandelt.

Anführungszeichen mit Microsoft Windows

Für Microsoft Windows ist mir leider keine Möglichkeit zum direkten Tippen von typografischen Anführungszeichen bekannt. Man könnte die verschiedenen Anführungszeichen zwar über ihren jeweiligen Code (beispielsweise im Windows-1252-Zeichensatz) mit [Alt] auf dem numerischen Ziffernblock eingeben, aber das erscheint mir auf Dauer zu mühsam.

Nachtrag vom 5. März 2013: Leser Marcel Küchler erwähnt zumindest für Microsoft Word anwendungsspezifische Tastenkürzel als weitere Möglichkeit.

Automatisches Ersetzen mit «Smart Quotes»

Screenshot: «Smart Quotes»-Funktion von Mac OS X

Unabhängig von der Tastatureingabe besteht eine weitere Möglichkeit zur Verwendung von typografischen Anführungszeichen darin, die Ersatzzeichen ‹ und » zu verwenden und diese dann automatisch durch typografische Anführungszeichen ersetzen zu lassen.

Mac OS X verfügt standardmässig über eine solche Funktion («Smart Quotes») und auch viele Anwendungen zur Textverarbeitung können automatisch typografische Anführungszeichen setzen. Microsoft Word allerdings ist dazu nicht in der Lage und verwendet auch bei Deutschschweizer Benutzern automatisch deutsche Anführungszeichen, das heisst „ und “.

Ausserdem muss man darauf achten, dass bei gewollter Verwendung der Ersatzzeichen – beispielsweise für Minute oder Zoll – diese nicht automatisch durch typografische Anführungszeichen ersetzt werden.

Tipp: Typografische Auslassungspunkte

Ein weiteres typografisches Zeichen, das sich zumindest auf der Deutschschweizer Mac-Tastatur unter Mac OS X direkt tippen lässt, sind Auslassungspunkte (Ellipse). Die Tastenkombination dafür lautet [Option][.] Unter Microsoft Windows besteht wiederum nur die Eingabemöglichkeit als Code.

25 Kommentare

  1. In LibreOffice geht das sehr schön:
    Extras – Autokorrekturoptionen – Gebietsabhängige Optionen:
    hat den Vorteil dass neben der «französischen» auch die »Schweizer Manier« unterstützt werden kann, sowie »Anführung innerhalb ›direkter‹ Rede«.
    (Ein TEX-Geschädigter …)

    In MS Word konnte man früher auch mal frei wählen, welche Anführungszeichen zu nehmen sind. Das scheint aber inzwischen der Vereinfachung für den Benutzer zum Opfer gefallen sein. Immerhin berichten Einige, man bekomme französische Guillemets, wenn man die Sprache auf Französisch stelle.

  2. Wenn ich MS Word häufiger benutzen würde, würde ich wohl AutoCorrect-Ersetzungen für <> definieren. Diese Kombinationen brauche ich in normalen Texten kaum je für etwas Anderes.

  3. Martin hat mich auf Twitter gebeten, dass ich meine Tweets, beziehungsweise die gemeinten Aussagen, hier noch zusammenfasse. Item.

    Kurzfassung: „Korrekt“ oder „falsch“ ist nicht dasselbe wie „gebräuchlich“ und „ungebräuchlich“. Bei Anführungen definitiv falsch, in so ziemlich allen Sprachen, ist der Einsatz von Zollstrichen, also ″sowas″. (Ich hoffe jetzt, dass die Blogsoftware die nicht gleich korrigiert hat.)

    Schwieriger wird es, wenn man auf „typographisch korrekte“ Anführungen setzt. Standard-Anführungen im deutschsprachigen Raum sind „diese hier“, gerne 99-66 genannt – im Gegensatz zu den Standard-Anführungen im Englischen, “66-99”. Aber dann gibt’s ja noch die Franzosen.

    Guillemets stammen aus dem französischen Sprachraum und sind auch hier, besonders im Magazin- und Buchdruck, gebräuchlich. Die »Deutschen« setzen sie normalerweise mit Spitze nach innen (Chevrons oder auch Möwchen), die Schweizer an Frankreich angelehnt – wohl dem Welschland oder Napoleon geschuldet – mit «Spitze nach außen». Unterschied ist hier der Weißraum; im französischen Druck wird « mehr Weißraum » zwischen dem einzelnen Guillemet und dem angrenzenden Buchstaben gesetzt als im Deutschsprachigen, allerdings nicht gleich ein ganzer Leerschlag wie ich es jetzt hier verwendet habe.

    Aber eben: ungebräuchlich != falsch. Selbst bei Willberg lässt sich nachlesen, dass in Deutschland « » auch okay sind, ebenso in der Schweiz » « oder „ “ – wenn auch je nach Zielpublikum ungebräuchlich. Guillemets bzw. Chevrons gelten allgemein in Fließtexten als besser lesbar und sehen auch hübscher aus, da sie nicht in die Ober- oder Unterlängen reinhauen. Bei Martin war auf Twitter die Assoziation auf Standard-Anführungen entsprechend „so sehen die Texte wie in Word gesetzt aus“.

    Persönlich verwende ich nur aus zwei Gründen die „Standard-Anführungen“: Erstens, weil sie auf meinem Mac-Layout leichter zu greifen sind, besonders in der ‚einfachen‘ Variante. Der zweite Grund ist, dass ich trotz Schweizer Stammbaums das ß verwende. Dann noch die in der Schweiz üblichen «typographischen» Anführungen und das Textbild sieht für viele Leser schnell sehr unstimmig aus. Verwende ich Chevrons, werde ich zu schnell als Deutscher eingestuft, besonders in politischen Diskussionen nicht immer förderlich.

    Unterm Strich ist das auch der einzige Grund, weshalb man sich um solche Feinheiten scheren sollte, wenn man nicht gerade als Typograph an einer Publikation sitzt: Die Leser sollen den Text ohne Störelemente (abseits vom etwaigen Inhalt) aufnehmen. Und was genau stört hängt vom Publikum als auch Kontext und Medium ab.

    Den Textexpander-Tipp nehme ich entsprechend gerne auf. Denn wirklich „hübsch“ sind die Dinger wirklich nicht, auch nicht im Web.

  4. Zumindest in Word kann man für Sonderzeichen, wie eben «», selber Tastaturkürzel festlegen. Ich z.B. habe mir die «» schon seit langem auf Ctrl+Alt+ä bzw. Ctrl+Alt+$ gelegt.

    (Es ist weniger umständlich als es auf den ersten Blick aussieht. Die dort gelegenen geschweiften Klammern bleiben über AltGr+ä bzw. AltGr+$ erreichbar.)

  5. Ich verwendet komplett die deutsche Variante – die nggalai beschrieben hat: Also »Chevrons« und ß. Für mich ergibt es im Internet keinen Sinn, schweizerische Traditionen zu pflegen, zumal viele Publikationen im ganzen deutschen Sprachraum erscheinen.
    Zudem lassen sich ß mit Suchen-Ersetzen in Sekunden in die schweizerische Variante umwandeln, umgekehrt geht’s nicht so einfach. Aber das ist ein anderes Problem… 

  6. Vielen Dank für die gute Vorarbeit mit den typographischen Anführungszeichen, Martin. Auch wenn es im juristischen Verlag unser tägliches Brot ist, «falsche» Anführungszeichen zu korrigieren, freuen wir uns natürlich immer, wenn die Autoren das selbst schon «richtig» machen. Übrigens gibt es auch Autoren, die verschiedene Arten von Anführungszeichen im selben Text verwenden, je nachdem, was sie damit aussagen wollen. Das erschliesst sich in der Regel aber niemandem ausser dem Autor.

    Neben den Anführungszeichen gibt es zwei weitere typographische Regeln, die es zu beachten gilt:

    Der geschützte Leerschlag (Mac: Alt + Leerschlag, PC: Ctrl + Shift + Leerschlag) verhindert unschöne Trennungen am Zeilenende, z.B. Art.°3, lit.°b, 5.°März (nicht aber vor der Jahreszahl) o.ä. Sind keine geschützten Leerschläge vorhanden, fügen wir sie jeweils ein.

    Auszeichnungen eines Wortes oder Textteils (fett, kursiv) wirken sich auch auf das oder die direkt angrenzenden Satzzeichen aus. Ist das Wort in Klammern kursiv, müssen auch die Klammern kursiv gesetzt werden. Steht das Wort in Klammern am Satzende, muss auch der Punkt danach kursiv sein. Ja: Es gibt kursive Punkte. Die sehen genau gleich aus wie Punkte in Normalschrift. Man merkt’s nur am Abstand vom Punkt zum Buchstaben davor, der zu gross ist, wenn der Punkt nicht ebenfalls kursiv ist.

  7. Was in der Übersicht vielleicht noch fehlt sind die Gedankenstriche. Beziehungsweise Gedankenstrich im Vergleich zu Trennstrich oder Bindestrich. Ich komme drauf, weil man den Gedankenstrich mit einem geschützten Leerzeichen, wie Thomie sie erwähnte, vom vorhergehenden Teilsatz trennt.

    Trenn- oder Bindestrich ist einfach -. Ein Bindestrich ist nie ein Gedankenstrich. In englischen Manuskripten werden recht oft zwei Bindestriche nacheinander gesetzt (ohne Leerschlag), um einen Gedankenstrich zu symbolisieren.

    He really hated it‐‐but he had to do it nonetheless.

    Der »echte« deutsche Gedankenstrich ist ein Halbgeviertstrich, also länger als ein Bindestrich: – Und wird mit Leerschlägen gesetzt, beim vorhergehenden Teilsatz eben mit geschütztem Leerzeichen.

    Das Schöne am Mac ist, dass man den Halbgeviertstrich einfach mit [Alt]+[-] tippen kann. Mit [Alt]+[Shift]+[-] gibt’s sogar einen Geviertstrich —, der noch länger ist.

    Dieser gaaanz lange Geviertstrich ist bei Preisen und in tabellarischen Aufstellungen die Norm. Also nicht CHF 500.–, sondern CHF 500.—.

    — Oder eine Liste
    — Wie diese hier
    — Auch wenn’s komisch aussieht.

    In einigen Sprachen werden Geviertstriche als Gedankenstriche verwendet, z.B. manchmal im Englischen. Dann entweder ohne Leerschlag davor oder danach, oder mit einem »engen Leerschlag« davor und danach. Wird aber langsam auch dort unüblich, da der Schriftblock damit doch recht löchrig wird:

    He still hated it—but he thought, what the hells! let’s do it anyways. But he wasn’t too sure about it himself—it was something that his mother forbade him when he was eight years old after all—and this uncertainty made it easy for Baron Dookuu to gloat like there was no tomorrow.

    ;)

  8. Word oder InDesign:

    Bei uns werden die juristischen Bücher tatsächlich in Word gesetzt. Unsere Typographen kennen alle Tipps und Tricks, damit daraus am Schluss ein schönes Buch wird (sowie über XML ein e-Book), und stehen den Autoren auch gerne beratend zur Verfügung.

    Die Umschläge und die juristischen Zeitschriften entstehen dann aber doch in InDesign.

  9. Tipp, wenn nicht schon gemacht:

    1. Autokorrektur so einschalten dass nur noch die hochgestellten Anführungszeichen («)kommen.

    2. Autokorrektur so konfigurieren, dass die » mit «» (alt+0171 und alt+0187) ersetzt werden.

    Sobald man » drückt kommen dann automatisch die «»-Zeichen und man muss das Wort, welches man in Anführungszeichen schreiben dazwischen einfügen.

    Ist etwas pragmatsich, aber ich find’s OK. ;-)

    1. @Christian Thommen:

      Die Digitale Gesellschaft schreibt gemäss meinem Kenntnisstand niemandem vor, welche Software zu verwenden ist. Was man unter «Best Use of Tools» versteht, ist individuell.

      Bei Textverarbeitung setzt Microsoft mit Office beziehungsweise nun Office 365 den Standard, unter anderem für die Zusammenarbeit mit anderen. Letzteres gilt auch für Google Docs, das zwar einer lokalen Installation sowohl von LibreOffice als auch von Microsoft deutlich unterlegen ist, sich aber hervorragend für die Zusammenarbeit mit anderen eignet. Ausserdem muss man sich nicht um lokalen Speicher kümmern und hat flexiblen Zugriff über Apps und Browser.

      LibreOffice mag politisch korrekt sein, ist als Software aber sichtbar aus der Zeit gefallen.

      Leider hat sich das in den Jahren, seit der vorliegende Beitrag veröffentlicht wurde, nicht geändert. Das betrifft nicht nur die Nutzeroberfläche, sondern beispielsweise auch die seit Jahren fehlende Möglichkeit für automatische Aktualisierungen:

      Screenshot: Händische Aktualisierung von LibreOffice

      Die eigene Standard-Schriftart zeigt LibreOffice auch nur unscharf an:

      Screenshot: Unscharfe Schriftdarstellung in LibreOffice

      Collabra gelingt es bislang nur mit mässigem Erfolg, LibreOffice als Software as a Service (SaaS) zu etablieren. Auf Smartphones ist LibreOffice kein relevanter Faktor.

      Zu Deinem Hinweis:

      «Im Libre Office muss man nur Anführungszeichen schreiben, und im Text kommt automatisch die typografische Version,»

      Allenfalls, wenn man das deutschprachige Language Pack nachinstalliert hat. Standardmässig beherrscht LibreOffice weder Deutsch noch deutschsprachige typografische Smart Quotes.

  10. Unter Linux: Einen Compose Key definieren (https://help.ubuntu.com/community/ComposeKey) und dann «[compose]<>» für «»» tippen :)

    Compose Key ist übrigens allgemein ziemlich praktisch, die Eingabesyntax entspricht in den meisten Fällen der intuitiven Zusammensetzung des Symbols. «[compose]o/» ergibt «ø», «[compose]..» ergibt «…», «[compose]oa» ergibt «å», «[compose]mu» ergibt «µ».

  11. Microsoft Office Word benutzt schon lange den richtigen Anführungszeiche. PowerPoint schon solange ich mich erinnere.

    Ich wäre froh über eine Korrektur oder Ergänzung

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