Drohendes Ende der Arbeit für Rechtsanwälte? (II)

Bild: Gezeichneter Büro-Android in menschlicher Arbeitskleidung mit Krawatte sowie Aktenkoffer

Algorithmen und Roboter ersetzen inzwischen nicht mehr nur Fliessbandarbeiter. Auch vielen Rechtsanwälten und anderen Juristen droht das Ende der Arbeit, wie Frank Rieger vor einigen Tagen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) im lesenswerten Artikel «Roboter müssen unsere Rente sichern» darlegte:

«[…] Es sind nicht länger nur die Fließbandarbeiter, deren Job durch einen Roboter ersetzt werden kann. Es sind auch Buchhalter, Anwälte, Personalentwickler, Marketingmitarbeiter, sogar Journalisten und Wissensvermittler, also Lehrer und Professoren, die sich Sorgen um ihr berufliches Arbeitsfeld machen müssen. Diese Veränderungen sind nicht nur rein technischer Natur, die Kombination von Vernetzung, Computerleistung und einer Umgewöhnung der Kunden schafft einen qualitativen Sprung, und das kann sehr schnell dramatische Auswirkungen haben – wie etwa das Beispiel der verschwindenden Reisebüros zeigt.»

Als Beispiel aus der juristischen Arbeitswelt erwähnt Rieger die amerikanischen «Litigation Support»-Juristen:

«[…] Wie rapide die Veränderung in kurzer Zeit sein kann, sieht man am Beispiel von Anwälten, die bisher gut dafür bezahlt werden, Dokumente zu analysieren und darin nach Anhaltspunkten für Unregelmäßigkeiten zu suchen. Diese sogenannten ‹litigation support›-Anwälte machen vor allem eines: Berge von Akten, E-Mails und Geschäftsunterlagen durchforsten. Software – mit ein paar wenigen hochspezialisierten Menschen als Unterstützung – kann dies mittlerweile besser, schneller und billiger, selbst wenn dazu zuerst Papierberge digitalisiert werden müssen. Nach Mustern für Bestechung, Rechtsverstöße und verdächtige Absprachen zu suchen ist kein Arbeitsplatz für Hunderte Anwälte mehr, die zweihundertfünfzig Dollar die Stunde kosten, sondern nur noch eine Aufgabe für eine Handvoll Spezialisten und ihre Computer. Und die gleiche Software – Marktführer ist die amerikanische Firma Cataphora – kann auch Teile der Personalabteilung ersetzen. Lässt man die Analysealgorithmen nicht nur im Klagefall laufen, sondern permanent die digitale Unternehmenskommunikation durchleuchten, ist eines der Ergebnisse die Auskunft, welche Mitarbeiter in einer Krise entlassen werden können, ohne dass es größere Gewinneinbußen gibt.»

In der Schweiz sind die meisten Juristen bislang noch optimistisch, das Ende ihrer eigenen Arbeit nicht erleben zu müssen. Ich fürchte, dass viele Juristen die eigene teilweise oder vollständige Ersetzbarkeit durch Algorithmen und Roboter unterschätzen …

Bild: Flickr/Fernando Laurenti, CC BY-ND (generisch) 2.0-Lizenz.

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